Wolfgang Laib

‘Je mehr man die Dinge verkompliziert, desto mehr verliert man. Durch Verzicht erreicht man mehr.’

2014 schuf Wolfgang Laib einen 40 Meter langen unterirdischen Korridor mit wachsbeschichteten Wänden. Beleuchtet von Glühbirnen, die goldenes Licht abstrahlen, tauchen die Besucher in einen sinnlichen, meditativen Raum ein. Dieser abstrakte und stille Raum, dessen Verwirklichung vier Jahre gedauert hat, wird sowohl durch seine architektonische Dimension als auch durch den Duft des Bienenwachses geprägt, der jenseits der sichtbaren Realität in die Atmosphäre ausströmt. 1988 konzipierte der Künstler seinen ersten Wachsraum in einer Ausstellung in West-Berlin, deren Titel Pour un autre corps eine Form von Kontinuität zwischen dem Körper des Besuchers und der Wachsmembran voraussetzt.

Transkription eines Briefes von Wolfgang Laib (2021):

In diesem endlosen unterirdischen Labyrinth aus Gängen, Räumen, Krypten, Tunneln mit unglaublichen Kunstwerken –
kommt man plötzlich die Treppe hinunter in eine Kammer mit Bienenwachs – 40 Meter lang, nur mit ein paar Glühbirnen beleuchtet.
Normalerweise beziehe ich mich nicht auf historische Themen, aber wie Anselm es meistens tut, nimmt diese Wachskammer mit ihrer Form Bezug auf den Korridor in Cumae bei Neapel in Italien.
Das Orakel der Sibylle von Cumae

Vom Bekannten zum Unbekannten
und vom Unbekannten zum Bekannten …

Was für ein unglaubliches Gemeinschaftswerk zweier Künstler.
Schade, dass dies in unserer heutigen Kunstwelt so selten ist.
Anselm kann tun, was ich nicht tun kann.
Und ich kann tun, was er nicht tun kann.
And together it becomes so much more.
Und zusammen wird daraus so viel mehr.
Die beiden Welten geben sich gegenseitig so viel. Und dann machen wir weiter mit Anselms Gemälde „la clarté qui tombe des étoiles“
im Wald in der Nähe meines Ateliers in Süddeutschland.